Welche aktuellen Entwicklungen werden unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen?
„Rasenden Stillstand“, so lautete eine metaphorische Zeitbeschreibung unserer Gesellschaft in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute erleben wir eine neue Phase von tiefgreifendem Wandel, einen „Geoökonomischen Tsunami“, der sich durch umstürzende Entwicklungen auszeichnet.
Drei große Entwicklungslinien beschäftigen uns:
- Geostrategische Herausforderungen vor dem Hintergrund aktueller Krisengebiete, (Ukraine, Taiwan, Iran …) mit vielfältigen Konsequenzen für Politik und Wirtschaft.
- Die Klimakrise und ihre Bewältigung in Verbindung mit einer sich verstärkenden weltwirtschaftlichen Schieflage („die Reichen werden reicher, die Armen ärmer“) und zunehmender Migration.
- Die Auswirkungen der technologischen Zwillingsrevolution in Informationstechnik und Biotechnologie auf Organisationen und alltägliches Leben. In der Bio- und Gentechnologie, der Medizin bis hin zur sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI), erleben wir technologische Fortschritte, die noch vor zehn Jahren als reine Science-Fiction betrachtet wurden.
Hiermit ist nur die Metaebene der vielfältigen Veränderungen, Wandlungen und damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen angesprochen. „Zukunft muss man sich als eine Zeit permanenter Disruptionen vorstellen.“ Organisationen bedürfen der Antworten auf diese Herausforderungen. Aspekte der Nachhaltigkeit bzw. Resilienz stehen dabei im Fokus.
Was raten Sie Unternehmen, die sich auf die Zukunft vorbereiten möchten?
Zukunft ist als eine komplexe Struktur von Herausforderung zu verstehen, auf die wir uns am besten vorbereiten, indem wir sie aktiv mitgestalten und uns immer wieder vergegenwärtigen, dass Zukunft keine Fortsetzung der Vergangenheit ist. Zukunft passiert nicht einfach, sie wird von uns Menschen durch unser Handeln oder Unterlassen produziert. Zudem sollte uns klar sein: In die Zukunft führen viele Wege.
Wenn die Welt immer komplexer und turbulenter wird, dann werden Wissen, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Innovationskraft zur entscheidenden Ressource für nachhaltigen unternehmerischen Erfolg. Drei Gesichtspunkte sind besonders hervorzuheben:
- Wir werden Zukunft zwar nie vorauswissen können, aber „vorbeugendes Nachdenken ist eine der Voraussetzungen für vorbeugendes Handeln“. Ohne jegliche positive Vorstellung über die Zukunft kann kein vernünftiges Verhalten begründet werden. Wir brauchen die gedankliche Analyse möglicher zukünftiger Entwicklungen, denn unsere Entscheidungen orientieren sich an Erwartungen: „Denken auf Vorrat“ lautet die Devise.
- Entwicklungen früher als andere zu erkennen, einzuschätzen und nach den jeweiligen Chancen und Risiken zu beurteilen, ist eine der Erfolgsbedingungen unternehmerischen Handelns (Zukunfts-Labor und Learning Journey). Die einzige Konstante ist die Erwartung des Unerwarteten. Sich dabei dem strukturellen Nichtwissen zu stellen, schafft den Raum für neue Antworten.
- Innovative Organisationen nutzen Visionen und Zukunftsbilder (Narrative), um die Bedarfe von morgen zu antizipieren und mitzuprägen. Zukunftsvisionen dienen der Risikoeingrenzung wie auch der aktiven Einflussnahme auf das Geschehen. Ihr Ziel ist nicht Zukunft wissen zu wollen, vielmehr mit Unsicherheiten leben zu lernen.
Basierend auf diesen Grundthesen umfassen meine Vorträge – „Eine kleine Reise in die Zukunft“ – u. a. die nachfolgenden Fragestellungen:
- Wie müssen wir uns den Fragen der Zeit stellen? Welches Denken ist erforderlich?
- Welche innerorganisationalen Voraussetzungen sind für ein neues Denken zu schaffen? Wie sind erfolgversprechende Innovationsprozesse zu konzipieren?
- Warum fällt uns das Entscheiden unter Unsicherheit so schwer? Die Bedeutung von Komplexität und Denkfallen in Planungs- und Steuerungsprozessen.
- Welche Grenzüberschreitungen im Sinne strategische Optionen sind erforderlich und welche Instrumente können unterstützend eingesetzt werden? Gibt es „Trost für Manger?“