CSA Interview Reihe – Timo Leukefeld

Lieber Herr Prof. Leukefeld, Sie sind Experte für energetisches Wohnen in der Zukunft. Wie können wir uns Ihre Tätigkeit vorstellen?

Alles, was ich tue, dreht sich um hochgradig energieautarke Gebäude, die sich selbst mit Wärme, Strom und Mobilität aus der Sonne versorgen: Ich habe diese entwickelt und als erstes bezahlbares energieautarkes Haus Europas auf den Markt gebracht. Heute plane ich mit meinem Ingenieurbüro solche Gebäude überall auf der Welt und entwickle sie stets weiter.

Gleichzeitig bringe ich dieses Wissen und diese Erfahrungen in die Trendforschung beim Zukunftsinstitut ein. Dort schauen wir uns viele Strömungen rund um Gebäude, Wohnen und Leben an: Da geht es um Energie, es geht um Mobilität, es geht um Ernährung – es geht um Wohnformen der Zukunft und Robotik. All das spielt in unseren innovativen Konzepten eine wesentliche Rolle – und für mich als Zukunftsredner.

Ich selber bin in einer Försterei aufgewachsen. Das Thema Nachhaltigkeit habe ich mit der Muttermilch aufgenommen und dort vor allem eins gelernt: integrales Denken! Dafür ist Zusammenhangswissen essentiell und genau das, was unsere Gebäude zukunftsfähig macht. Auf einer rein praktischen Seite sind sie CO2-steuerfrei im Betrieb, damit ökologisch und nachhaltig. Wir haben sie „enttechnisiert“ und damit sind sie im Wesentlichen wartungsfrei. Zukünftiger Handwerkermangel kann den Bewohnern also nicht viel anhaben.

Auf der wirtschaftlichen Seite haben wir rund um diese Gebäude neue Geschäftsmodelle entwickelt, die für Wohnungswirtschaft, Energieversorger und Banken lukrativ sind – und für zukünftige Mieter ebenfalls, da wir auf Jahre festgelegte stabile Mieten mit Energieflatrate garantieren!

Außerdem, wenn Sie nach meiner Tätigkeit fragen, berate ich Kommunen, Politiker und Firmen im Bereich Neubau und Sanierung, immer im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit von Gebäuden.

Die von Ihnen entwickelten Gebäude versorgen sich selbst mit Strom, Wärme und Mobilität aus der Sonne. Steht damit Energie unbegrenzt zur Verfügung?

Ja, wir leben zukünftig in einer Welt unbegrenzter Energie! Noch nicht ganz – aber sehr bald! Das liegt daran, dass erneuerbare Energien, speziell der Sonnenstrom, in den nächsten 10 Jahren die billigste Energieform dieser Erde wird. Jedem der ein Dach hat, kann dezentral und zu Grenzkosten nahe Null Energie erzeugen. Wir gehen davon aus, dass Sonnenstrom für ein Einfamilienhaus in den nächsten Jahren nur noch ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde kosten wird. Allein das stellt die alten Geschäftsmodelle der Energieversorger auf den Kopf. Damit löst eine Ökonomie des Überflusses die auf Knappheit gegründete ab.

Sie rufen dazu auf, einen tiefgreifenden Wandel gemeinsam zu gestalten. Wie werden wir denn in Zukunft leben?

In vielfältiger Hinsicht werden wir uns als Gesellschaft immer weiter vernetzen. Besonders im Zusammenhang mit Energie – in einem wirklich „smart grid“: Viele Millionen kleine Anlagen (auf vielen Millionen Dächern, unter anderem) erzeugen Energie, die sie auch den Nachbarhäusern mit zur Verfügung stellen. Unser Wohnen wird so CO2-frei und unsere Mobilität ebenfalls. Zudem wird es viel weniger Fahrzeuge im Straßenbild geben, da wir sie im Rahmen kluger Mobilitätskonzepte gemeinsam nutzen.

Wir werden eine gesunde Balance finden zwischen digitaler Hochgeschwindigkeit und analoger Langsamkeit. Dafür ist es wichtig, analoge Eigenschaften (wieder) zu erlernen und zu pflegen. So werden unsere Kinder zukünftig in Schulsystemen groß, die vermehrt auf das Erlernen dieser Fähigkeiten und sozialer Kompetenzen ausgerichtet sind. Das geht mit einer Rückbesinnung auf den Wert von Beziehungen einher, wie wir sie als Trend bereits erleben. Wir vernetzen und also auch in vielerlei Hinsicht wieder enger – zu einem nachhaltigen Miteinander.

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