Das neue Buch „Nationale Interessen: Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche“ von Klaus von Dohnanyi aus dem „Siedler Verlag“ dürfte einiges an Zündstoff für vielseitige Diskussionen geben. Der Experte in europäischen und globalen Angelegenheiten holt mit seinem neusten Buch zu einem Rundumschlag aus. Das Werk, das von Dohnanyi ein „Buch ohne Schnörkel“ nennt, geht auf zahlreiche Probleme, Konflikte und komplexe Gebilde wie Globalisierung, Klimawandel, Migration, Identität, Wirtschaftsmacht und Sozialstaat ein.
Zentrum des Buches ist allerdings die Zeitwende in der Weltpolitik und die Frage, was für Deutschland dabei auf dem Spiel steht. Der SPD-Politiker, der in diesem Sommer 94 Jahre alt wird, hat an mehreren US-Universitäten studiert und in Detroit gearbeitet. Allerdings störe ihn die eingefleischte Selbstüberhöhung Amerikas als „exzeptionelle Nation“. So klingt nach Ansicht des Journalisten Theo Sommer eine „amerikakritische Einstellung an, die ein Grundzug des ganzen Buches ist“. Denn von Dohnanyi erkennt in der US-Politik weder das humanitäre Engagement noch das Eintreten für Demokratie als Triebfeder des amerikanischen Handelns, sondern vielmehr das Verfolgen der ureigensten amerikanischer Großmachtinteressen.
Die USA versuchen nach seiner Ansicht die Spannungen mit Russland aufrechtzuerhalten – und das aus rein innenpolitischen Gründen. Europa solle, als Teil der westlichen Wertegemeinschaft, außerdem in den Weltmachtkonflikt mit China hineingezogen werden. Doch dies könne weder im Interesse von Europa allgemein noch im Interesse Deutschlands sein.
Einen eigenen Blick hat der Politiker auch auf Sanktionen gegen die russische Seite. Diese würden die Gegenseite nur störrischer und härter machen. Eine militärische Gefahr sei für den Westen nicht zu erkennen. Auch von China erwartet von Dohnanyi keine militärische Expansion. Die aufstrebende Weltmacht setzte vielmehr auf wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg. Europa steht zwischen den Fronten, ein neuer Blick auf die Realitäten ist notwendig. Und auf „Wertegemeinschaften“ oder „Freundschaften“ darf nach Ansicht des Autors nicht mehr vertraut werden.
„Selbstbewusst, souverän, auf die eigene Erfahrung bauend und in großer Ausführlichkeit und mit intellektuellem Tiefgang auf die Geschichte zurückgreifend formuliert er Einsichten und Ansichten in Sentenzen, die sich in solchem Freimut sonst kaum einer leisten würde“, schreibt Sommer über das Buch, das auf Wunsch des Autors Debatten eröffnen soll. „Sie werden nicht ausbleiben“, ist sich Sommer sicher.
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Führender Politiker und Experte für europäische und globale Angelegenheiten
Ehemaliger Deutscher Vizekanzler und Außenminister a.D.
Ehemaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Quellen: www.zeit.de und www.penguinrandomhouse.de